Interview: Der unglaubliche Aufstieg des deutschen Trikot-Designers Philipp Truxa
- Philipp Truxas Aufstieg: Philipp Truxa, ein autodidaktischer Designer, hat sich in Deutschland einen Namen für Konzept-Fußballtrikots gemacht, bekannt für seine detaillierten und storyorientierten Designs.
- Kreativer Prozess: Truxa recherchiert gründlich über Vereine und versetzt sich in die Fans hinein, um Ideen zu entwickeln, wobei der Designprozess oft kürzer ist als die Ideenfindung selbst.
- Zukunftspläne: Truxa plant ein Projekt zur Weltmeisterschaft 2026, bei dem er Trikots für alle großen Nationen entwerfen wird und steht in Kontakt mit mehreren deutschen Vereinen, um seine Designs möglicherweise in Stadien zu sehen.
Von Photoshop auf den Platz – Philipp (@trukapsd), ein autodidaktischer Designer aus Deutschland, hat sich schnell zum bekanntesten Namen in der Welt der Konzept-Fußballtrikots in Deutschland entwickelt. Bekannt für seine detaillierten, storyorientierten Designs und realistischen Entwürfe, haben seine Arbeiten die Aufmerksamkeit von Fans und Vereinen gleichermaßen auf sich gezogen.
Was mit Grafiken und Fotos in den sozialen Medien begann, entwickelte sich zu kompletten Trikot-Kreationen, die mittlerweile Zehntausende erreichen, darunter virale Hits wie sein Trikot zum 50-jährigen Jubiläum des 1. FC Magdeburg und ein Champions-League-Entwurf für den VfB Stuttgart mit mehr als 40.000 Likes auf Instagram.
In diesem exklusiven Interview mit Nur Fussball (englischer Titel: Footy Headlines) erzählt Philipp von seinem Weg vom Fan zum Designer, dem akribischen Entstehungsprozess seiner Entwürfe und davon, wie er sich in der überfüllten Welt des Trikotdesigns eine einzigartige Nische geschaffen hat. Außerdem gibt er Einblicke in Trends, die er liebt (und hofft, dass sie verschwinden werden), und gewährt einen Ausblick auf das, was als Nächstes kommt, darunter mögliche Kooperationen in der realen Welt und ein ehrgeiziges Projekt im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2026.
Teil 1: Die persönlichen Anfänge und der Durchbruch
Nur Fussball (englisch: Footy Headlines): Hey Philipp, danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Erzähl uns doch mal ein bisschen was über deinen kreativen Werdegang. Wir haben gehört, dass du mit der Fotografie angefangen hast, die du immer noch machst, bevor du zum Grafikdesign und schließlich zum Trikotdesign gekommen bist.
Philipp Truxa: Ich konnte nie gut zeichnen, wollte mich aber kreativ ausdrücken, also habe ich mir vor zehn Jahren Grafikdesign selbst beigebracht. Alles begann mit Grafiken und Collagen für soziale Medien. Die Fotografie hat mir eine andere Perspektive eröffnet und mein Interesse an Mode geweckt. Da Fußball meine größte Leidenschaft ist, wollte ich alles miteinander verbinden – so bin ich über Umwege zum Trikotdesign gekommen.
Ich konnte nie gut zeichnen, aber ich wollte mich kreativ ausdrücken
Lass uns über einen Moment sprechen, der für viele, die deine Arbeit verfolgen, ein wichtiger Moment war: dein Konzept für deinen Lieblingsverein, den 1. FC Magdeburg, zum 50-jährigen Jubiläum des Gewinns des Europapokal der Pokalsieger. Was hat dir dieses spezielle Projekt als Trikot für deinen eigenen Verein persönlich bedeutet?
Philipp's erster Entwurf war für seinen Lieblingsverein, den 1. FC Magdeburg – er hat auch fast zehn Jahre lang in der Jugendmannschaft des Vereins gespielt.
Ich habe fast zehn Jahre lang in der Jugendakademie des Vereins gespielt und bin seit fast zwanzig Jahren Fan des Vereins. Deshalb war mir von Anfang an klar, dass ich so lange an dem Design arbeiten würde, bis es für mich perfekt war und der Geschichte des Vereins gerecht wurde. Das war ein Projekt, das ich schon seit Jahren im Kopf hatte, aber lange Zeit fehlten mir die Fähigkeiten dafür.
Hat Euch die positive Resonanz auf das Magdeburg-Konzept das Selbstvertrauen und die Motivation gegeben, sich ernsthafter mit dem Design von Trikots zu beschäftigen?
Ich stehe auch gerne vor der Kamera
Die Resonanz war überwältigend – viele haben mich sogar im Stadion angesprochen. Ich wusste, dass ich noch viele Ideen hatte, die ich umsetzen wollte. Außerdem war mir klar, dass ich mit einzigartigen Inhalten eine Nische besetzen würde, vor allem in Deutschland. Außerdem stehe ich gerne vor der Kamera.
Philipp hat auch ein cooles Konzept für eine neue Bundesliga-Anzeigetafel gemacht.
Teil 2: Der kreative Prozess – Storytelling in Photoshop
Es ist klar, dass fast jedes Trikot, das du entwirfst, eine tiefgründige Geschichte erzählt. Woher nimmst du die Inspiration für diese Geschichten? Ist es immer die Geschichte oder manchmal auch etwas anderes?
Die Ideen zu entwickeln dauert meistens länger als der eigentliche Designprozess. Deshalb recherchiere ich vorher viel über die Vereine und versuche, mich in die Fans hineinzuversetzen. Es muss nicht immer eine Geschichte hinter dem Trikot stecken, manchmal entwerfe ich einfach ein modisches Muster und passe es dann an den Verein an – Hauptsache, es sieht nicht wie ein Standardprodukt aus.
Wir wissen, dass du Photoshop verwendest, um deine Ideen umzusetzen. Kannst du uns deinen typischen Arbeitsablauf beschreiben? Wie gelangst du beispielsweise von der historischen Idee eines Jubiläums zur endgültigen, detaillierten Textur auf einem Trikot?
Zuerst skizziere ich viele Formen, Symbole oder Wahrzeichen, die zum Verein passen. Dann spiele ich mit den Filtern in Photoshop herum, um ein Muster zu erstellen. Manchmal weiß ich genau, wie es aussehen soll, aber manchmal entwickelt es sich erst nach stundenlangem Experimentieren.
Ich hoffe, dass mehr Vereine den Trend zu geprägten Mustern aufgreifen werden.
Der Realismus Ihrer Entwürfe ist atemberaubend. Gibt es eine bestimmte Technik in Photoshop oder ein bestimmtes Detail – wie die Stoffstruktur oder die Beleuchtung –, das Ihrer Meinung nach entscheidend dafür ist, dass ein Entwurf realistisch wirkt?
Ich verwende hauptsächlich hochwertige Mockups von der Online-Plattform Gumroad. Diese bearbeite ich, um sie an die einzelnen Trikot-Hersteller anzupassen, damit sie so authentisch wie möglich aussehen. Texturen und Beleuchtung sind besonders wichtig. Je realistischer die Mockups, desto besser können sich die Fans die Trikots an den Spielern oder an sich selbst vorstellen.
Teil 3: Reflexion, Wachstum und persönliche Favoriten
Du hast jetzt eine beeindruckende Kollektion von Konzepten erstellt. Wenn du auf alles zurückblickst, was du entworfen hast, hast du ein persönliches Lieblings-Trikot? Und was macht dieses Trikot für dich so besonders?
Philipp's bisher beliebtester Entwurf
Natürlich ist das Trikot zum 50-jährigen Jubiläum des 1. FC Magdeburg immer noch etwas Besonderes für mich. Aber das grau-schwarze Champions-League-Trikot für den VfB Stuttgart ist bis heute eines meiner Lieblingsdesigns. Ich wollte ein Trikot entwerfen, das unter Flutlicht majestätisch wirkt und dennoch modern und lässig ist. Mit über 40.000 Likes auf Instagram ist es auch mein bisher beliebtestes Trikot – darauf bin ich sehr stolz.
Gibt es umgekehrt ein Design, auf das du heute zurückblickst und denkst: „Das würde ich heute ganz anders machen“? Und was hast du als Designer seit deinen Anfängen gelernt?
Ich habe einmal ein Trikot für den 1. FC Kaiserslautern entworfen, das aus einem Restentwurf eines anderen Projekts entstanden ist. Ich fand es zu gut, um es wegzuwerfen. Also habe ich einfach das Kaiserslautern-Logo hinzugefügt und es gepostet. Die Resonanz war sehr positiv, aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass es nicht wirklich für diesen Verein gedacht war und unpersönlich wirkte. Heute würde ich das nicht mehr machen.
Wie entscheidest du, für welchen Verein oder welche Nation du als Nächstes entwirfst? Wartest du auf eine bestimmte Idee oder ein Jubiläum oder folgst du einfach deinem kreativen Impuls?
Ich stehe derzeit auch mit mehreren deutschen Vereinen in Kontakt und hoffe, einige meiner Trikots im Stadion zu sehen
Meistens warte ich einfach, bis ein Verein wieder ein schlechtes Trikot herausbringt, das ich dann neu gestalten kann. Das kommt bei meinen Followern besonders gut an und zieht viele Fans an. Aber auch besondere Anlässe wie Pokalfinals, Vereinsjubiläen oder Aufstiege spielen eine große Rolle bei meinen Entscheidungen.
Teil 4: Branchenperspektive & die Zukunft
Er weiß, was Fans lieben – Philipp hat ein Schalke-Konzept entworfen, das dem beliebten Trikot Hamburg 25-26, das etwa ein Jahr später herauskam, sehr ähnlich ist.
Was ist aus deiner Sicht als Designer ein aktueller Trend in der Welt der offiziellen Trikots, den du spannend findest? Und gibt es einen Trend, von dem du dir wünschst, dass er verschwindet?
In diesjährig hat sich der Trikot-Hersteller Jako stark auf geprägte Designs konzentriert. So etwas haben wir in Deutschland bisher selten gesehen. Damit lassen sich sehr schöne Muster erzielen, die schlichte Trikots aufwerten und zu etwas Besonderem machen. Ich hoffe, dass mehr Vereine diesen Trend aufgreifen.
Das Entwickeln von Ideen dauert normalerweise länger als der eigentliche Designprozess
. Andererseits hoffe ich, dass wir bald keine Blumenmuster mehr sehen. In den letzten drei Jahren wurde dieser Trend überstrapaziert und hatte oft nichts mit dem Verein zu tun.
Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: Was können wir in Zukunft von dir erwarten? Gibt es neue Projekte oder Konzepte, auf die du dich besonders freust und die du uns verraten kannst?
Für die bevorstehende Weltmeisterschaft plane ich ein Projekt, bei dem ich ein Trikot für alle großen Nationen entwerfen werde. Außerdem stehe ich derzeit mit mehreren deutschen Vereinen in Kontakt und hoffe, dass spätestens in der nächsten Saison einige meiner Trikots im Stadion zu sehen sein werden.
Gefallen dir die Entwürfe von Philipp Truxa? Glaubst du, dass wir bald ein offizielles Trikot von ihm sehen werden? Teile uns deine Meinung in den Kommentaren unten mit.